In der Modewelt sind Begriffe wie „Haute Couture“ oder „Ready-to-Wear“ total geläufig, aber vielleicht habt ihr schon mal von einer Cruise Show oder Cruise Collection, manchmal auch Resort Collection, gehört. Was genau das ist, erzähle ich euch jetzt.
Ursprünglich waren Cruise- oder Resort-Kollektionen für wohlhabende Kund:innen gedacht, die in den Wintermonaten auf Reisen gingen, zum Beispiel in wärmere Gegenden oder auf Kreuzfahrten – daher auch der Name „Cruise“. Diese Kollektionen füllten die Lücke zwischen den fortlaufenden Frühjahr/Sommer- und Herbst/Winter-Schauen und zeigten luxuriöse, eher freizeitbetonte Kleidung für diejenigen, die den Sommer verlängern wollten. Natürlich mithilfe von ganz viel GELD.
Mittlerweile hat sich die Cruise Show zu einem globalen (Mode-)Highlight für die Elite entwickelt. Heutzutage präsentieren große Modehäuser wie Chanel, Louis Vuitton oder Dior ihre Cruise Shows an spektakulären, oft exotischen Orten, und sie ziehen Prominente, Influencer:innen und Modejournalist:innen aus aller Welt an.
Was eine Cruise Show so besonders macht, ist ihre Freiheit im Design und der Präsentation. Im Gegensatz zu den strengen Saisons in der Modewelt, bei denen Frühjahr/Sommer oder Herbst/Winter klar voneinander getrennt sind, erlaubt eine Cruise-Kollektion den Designer:innen, kreativ zu experimentieren. Die Stücke sind oft leichter, entspannter und tragbarer, aber gleichzeitig luxuriös und exklusiv.
Der Ort, an dem die Cruise Show stattfindet, ist dabei nicht nur eine Kulisse, sondern oft auch Inspiration für die Kollektion selbst.
In der Modewelt sind Cruise Shows nicht nur für Reiche & Schöne gedacht, sondern spielen eine wichtige Rolle im Geschäft der Modehäuser. Sie bieten den Marken die Möglichkeit, das ganze Jahr über in den Medien präsent zu sein und ihren Kund:innen kontinuierlich neue Produkte zu präsentieren.
Kommen wir jetzt aber mal zur Nachhaltigkeit.
Einige Modehäuser versuchen, durch nachhaltigere Methoden und Initiativen ein Gleichgewicht zwischen Luxus und Verantwortung zu finden. Ich bin mir da allerdings nicht so sicher, ob Nachhaltigkeit wirklich eine zentrale Rolle spielt oder der Begriff lediglich erwähnt wird, weil das Thema heutzutage deutlich lauter behandelt wird, als noch vor 20 Jahren.
Ich finde den Gedanken der Cruise Show (nämlich diese als Zwischenkollektion mit mehr Experimentierfreude zu sehen) durchaus freundlich. Ob die Umsetzung für ein Slow Fashion Label interessant sein könnte, bleibt da allerdings die Frage.
Am Ende des Tages ist es eine weitere Kollektion (pro Jahr), die beinahe ausschließlich für Menschen bestimmt ist, die es sich leisten können. Und mal ganz abgesehen von den extravaganten Stoffen, die oft in kleinen Mengen und unter hohem Ressourceneinsatz produziert werden, bis hin zu den unzähligen Accessoires, Verzierungen und maßgeschneiderten Einzelteilen, die für jeden Look benötigt werden. Hinzu kommen die aufwendigen Inszenierungen an exklusiven Locations – oft wird das Ganze für nur eine einzige Show aufgebaut.
Der Einsatz von Materialien, Energie und Arbeitskraft ist immens, und das alles für Kollektionen, die in vielen Fällen nur für eine begrenzte Zielgruppe produziert werden. Das führt zwangsläufig zu Überproduktion und einer enormen Menge an ungenutzten Ressourcen, was die Frage aufwirft, ob Cruise Shows wirklich mit einem nachhaltigen Ansatz vereinbar sind.
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